Zum Inhalt springen

Zuversicht bei Arbeitgebern der Westküste

Der Unternehmensverband Unterelbe-Westküste (UVUW) hat seine 400 Mitgliedsunternehmen um ihre konjunkturelle Einschätzung gebeten.
Die Umfrage zur Konjunkturlage wurde Anfang Dezember 2020 an alle Mitglieder des UVUWs gerichtet. Teilgenommen haben 210 Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen, so viele wie noch nie. Als branchenübergreifender Arbeitgeberverband werden bei unserer Umfrage viele Branchen berücksichtigt. Die Ergebnisse liefern daher einen guten Blick auf die gesamtunternehmerische Situation der Westküste.

Ergänzend zu den detaillierten Fragen nach der Auftragslage, der Investitionsbereitschaft und den Personalbeständen stand diese Umfrage ganz im Zeichen der Auswirkungen der Corona Krise.

1. Übergeordnete Themen
1.1 Auswirkungen des erneuten Lockdowns
Auch wenn unsere Umfrage vor der Entscheidung des erneuten Lockdowns durchgeführt wurde, glauben wir nicht, dass sich die grundsätzlichen Einschätzungen der Unternehmen dadurch ändern. Die Ergebnisse haben auch im Angesicht des erneuten Lock-Downs Bestand, da sich auf Grund der aktuellen Entwicklung für die meisten kaum Änderungen ergeben.
Der Arbeitsplatz ist – wenn wir uns das Infektionsgeschehen anschauen – einer der sichersten Orte in dieser Zeit. Das bestätigen Zahlen des RKI und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Die Unternehmen haben in großem Maßstab in Hygienemaßnahmen investiert, um ihre Belegschaften zu schützen und ihren Wirtschaftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Die Arbeitgeber übernehmen in dieser Krise Verantwortung und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Bevölkerungsgesundheit.

Wir leben und wirtschaften in einer sozialen Marktwirtschaft – nicht in einer reinen neoliberalen Marktwirtschaft. Darauf sind wir stolz. Um dieser Verantwortung auch weiterhin gerecht zu werden, tragen wir vor dem Hintergrund des aktuellen Infektionsgeschehens die aktuellen politischen Beschlüsse mit. Kontakte müssen reduziert werden. Dazu zählen auch Kundenkontakte – insbesondere der Kunden untereinander. Diese gesellschaftliche Verantwortung wiegt schwer auf den Schultern der Wirtschaft. Einige drohen von dem Gewicht erdrückt werden.

Für die schwer getroffenen Branchen, wie beispielsweise dem Einzelhandel, müssen schneller und unbürokratischer Zuschüsse zugänglich gemacht werden. Noch ist das Vertrauen in das Krisenmanagement der Politik nach unserer Umfrage hoch. Wenn eine „Soforthilfe“ aber nicht sofort ausgezahlt wird oder eine „Dezemberhilfe“ erst im Januar, droht nicht nur die Gefahr, dass Existenzen gefährdet werden, sondern auch das Vertrauen in die Politik schwindet.

1.2 Mehrheit zufrieden mit Krisenmanagement der Politik

Die Mehrheit unserer Mitgliedsunternehmen bescheinigt den Regierungen in Kiel und Berlin noch immer ein gutes Krisenmanagement.
Grundsätzlich wird das Krisenmanagement aus Kiel besser bewertet als das aus Berlin. Für das Handeln der Bundesregierung stellen wir weniger Zustimmung fest, als noch im Sommer. Dennoch belegen die Zahlen, dass die Mehrheit der Unternehmen der Politik ein gutes oder zumindest befriedigendes Zeugnis ausstellt.

Den Arbeitgebern fehlt aber ein politischer Fahrplan aus der Krise. Am Anfang der Pandemie war ein „auf Sicht fahren“ die richtige Devise. Nach einem Dreivierteljahr müssen die Regierungen in der Lage sein, auch mittel- und langfristige Strategien zu kommunizieren.

1.3 Mehrheit sieht sich nicht als Verlierer der Krise
Jedes vierte Unternehmen der Westküste sieht sich als Verlierer der Coronakrise (25%). Die Mehrheit (61%) fühlt sich nur am Rande von der Krise getroffen. Wo Schatten ist, ist auch Licht. So bewerten immerhin 13% der Befragten ihr Unternehmen als Gewinner der
Krise. Dazu zählen beispielsweise Anbieter digitaler Produkte oder Medizinprodukte.

1.4 Talsohle durchschritten: Licht am Ende des Tunnels
Immer weniger Unternehmen befinden sich am Anfang der Krise. Die Unternehmen durchleben derzeit zunehmend den Höhepunkt der Krise. Jedes vierte Unternehmen (24%) glaubt bereits die Talsohle durchschritten zu haben.

1.5 Mehrheit kommt ohne Hilfen aus
Jedes fünfte Unternehmen hat Unterstützungshilfen im Zusammenhang mit der Corona Krise beantragt. Die Mehrheit der Unternehmen der Westküste kommt noch ohne zusätzliche externe Mittel aus.

1.6 Mehrheit hat keine Insolvenzsorgen
Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen (86%) hat keine Insolvenzsorgen. Auch hier hat sich die Situation im Vergleich zur Um-frage aus dem Sommer eher entspannt als verschärft. Im Sommer verneinten dies nur 77%. 23% der Unternehmen hatten im Sommer noch die Sorge einer möglichen Insolvenz. Inzwischen sind es lediglich 11% der Befragten.

1.7 Schutzmaßnahmen und fehlende Aufträge sind die größten Herausforderungen
Den Spitzenplatz nehmen noch immer die Einschränkungen durch die Schutzmaßnahmen und die fehlenden Aufträge ein. Jedes zweite Unternehmen hat mit den Beschränkungen durch die Corona Schutzmaßnahmen (50%) zu kämpfen. Im Sommer gaben dies noch 57% an. Jedes zweite Unternehmen beklagt zudem fehlende Aufträge (43%, Sommer 50%). Jedoch ist hier ein leicht rückläufiger Trend festzustellen. Bei der Nennung des Bürokratieaufwandes und des Fachkräftemangels stellen wir hingegen wieder einen zunehmenden Trend fest.

1.8 Mitarbeiter im Homeoffice nicht produktiver
Die Bereitschaft den Mitarbeitern die Möglichkeit des „Mobilen Arbeiten“ zu ermöglich hat nochmals leicht zugenommen. Immer mehr Unternehmen bieten ihren Angestellten inzwischen die Möglichkeit des Homeoffices an (69%). Zukünftige weitere Steigerungsraten halten wir aber für unwahrscheinlich. Ein Drittel (31%) bietet den Mitarbeitern vermutlich kein Homeoffice an, weil es auf Grund der Tätigkeiten nicht möglich ist und voraussichtlich auch zukünftig nicht möglich sein wird.
Die Arbeitgeber teilten uns darüber hinaus mit, dass nach der Beendigung der Krise voraussichtlich 19% der Belegschaft aus dem Homeoffice heraus arbeiten.
Entgegen mancher Studie stellen die Personalverantwortlichen nach unserer Umfrage aber durch die Heimarbeit keineswegs eine erhöh-te Produktivität der Mitarbeiter fest, eher eine geringere.

1.9 Zusammenfassung
• Mehrheit sieht sich nicht als Verlierer der Krise
• Unternehmen sehen Licht am Ende des Tunnels
• Mehrheit kommt ohne zusätzliche externe Finanzhilfen aus
• Insolvenzsorgen rückläufig
•Schutzmaßnahmen und fehlende Aufträge bleiben aktuell die größten Herausforderungen
• Mehrheit bleibt zufrieden mit Krisenmanagement durch die Politik
• Mitarbeiter im Homeoffice nicht produktiver

2. Konjunktureinschätzung

2.1 Generelle Einschätzung der Konjunktur
Losgelöst von der einzelbetrieblichen Einschätzung geht die große Mehrheit davon aus, dass sich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in den kommenden 6 Monaten weiter verschlechtern wird (68%). Auch wenn wir feststellen, dass es weniger als im Sommer sind (51%).

2.2 Auftragseingänge
Wir haben in der ersten Jahreshälfte einen beispiellosen Einbruch der Auftragseingänge erlebt. Der freie Fall scheint inzwischen gestoppt. Bei der Mehrheit der Unternehmen sind die Auftragseingänge in der zweiten Jahreshälfte nicht weiter gefallen.
Gegenwärtig beurteilen 34% der Unternehmen ihre Auftragslage als zu gering. Das sind zwar noch immer zu viele Unternehmen, aber immerhin weniger als bei der Umfrage im Sommer 2020.
Ob sich die Auftragslage in der ersten Jahreshälfte 2021 grundlegend erholen wird ist sehr ungewiss. Die Hälfte der befragten Unternehmen erwartet ein Vor-Corona-Niveau, die anderen nicht.

Als UVUW gehen wir davon aus, dass der Beginn 2021 zunächst ohne eine Verbesserung der Auftragslage beginnen wird. Die weiter angespannte Infektionslage bremst die Inlandsnachfrage und auch den Export. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf ihr altes Niveau von 19 Prozent mag zudem negativ auf den Konsum wirken. Bei vielen Unternehmen stehen ab April aber wieder Aufträge in den Büchern, so dass wir berechtigte Hoffnung haben, dass die Wirtschaft dann endlich wieder Fahrt aufnimmt. Hoffnung geben insbesondere die angekündigten Impfmöglichkeiten.

2.3 Auslastung
Die Unternehmen der Westküste fahren derzeit eine Auslastung von 78%.

2.4 Investitionen
Die Auswirkungen der Krise auf die Investitionen waren zu Beginn der Krise dramatisch. Die Investitionsfreude hat jedoch in der zweiten Jahreshälfte wieder ein wenig zugenommen. Es haben allerdings noch immer mehr Unternehmen ihre Investitionen eingeschränkt (31%), als sie zu erhöhen (23%). Die Verunsicherung durch das Hin und Her bei politischen Beschlüssen in der zweiten Jahreshälfte und die fehlende kommunizierte Politikstrategie hat weiterhin die Investitionsbereitschaft gedämpft.
Der Trend des letzten halben Jahres wird sich vorsetzten. Die Unternehmen werden die Investitionen konstant halten. Auch wenn die Unternehmen im kommenden Jahr ihre Investitionen noch immer eher einschränken werden als sie zu erhöhen, so ist die Vollbremsung aus dem Frühjahr beendet.

2.5. Umsatz
Die Umsatzeinbußen belegen, dass die Mehrheit der Unternehmen zwar einen sehr schlechten Umsatz machen wird, jedoch die Einbußen bei den meisten voraussichtlich nicht existenzbedrohend sein sollten. 56% der Unternehmen melden keine oder Umsatzeinbußen von unter 10%. 44% melden hingegen Umsatzeinbußen von über 10%.

2.6 Personalbestand und Ausbildungsplätze
Wir erwarten keine größeren Entlassungen im kommenden Jahr. Unsere Zahlen belegen, dass der Personalbestand stabil gehalten werden soll. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels werden die Unternehmen alles daran setzten ohne Entlassungen auszukommen. Die Unternehmen bleiben im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit zurückhaltender was Neueinstellungen betrifft.
Die Ausbildungsbetriebe halten in überwiegender Mehrheit an Ihrem Ausbildungsangebot fest. Wir stellen aber auch einen rückläufigen Trend bei den Ausbildungsvorhaben fest. Wir appellieren an alle Unternehmen weiter in Ausbildung und die Mitarbeiter von morgen zu investieren. Zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses müssen Politik und Wirtschaft in beide Richtungen mobilisieren. Wir fordern eine Neuauflage des Programms „Ausbildungsplätze sichern“ für das neue Ausbildungsjahr 2021/22 zum Invest der bisher erst zu rd. 12 % abgerufenen Programmmittel. Es kann insbesondere unter dem Aspekt der Wertschätzung ausbildender Betriebe einen sinnvollen Beitrag zur Mobilisierung leisten. Dazu könnte gehören: Ausbildungsprämie bei gleicher Ausbildung im Vergleich zum Vorjahr statt im Vergleich zum Durchschnitt der drei vorlaufenden Jahre oder die Überprüfung der Höhe der angesetzten Prämien.

2.7 Kurzarbeit
Fast jedes zweite Unternehmen meldet, dass es seine Belegschaft in 2020 zum Teil in Kurzarbeit schicken musste. Die Tatsache, dass die Unternehmen bislang Ihre Mitarbeiter halten können und auch optimistisch sind, diese in der Zukunft halten zu können, hat nicht unwesentlich mit dem Instrument der Kurzarbeit zu tun. Nach Angaben der regionalen Agentur für Arbeit sind die meisten Kurzarbeiter in Kleinstbetrieben beschäftigt, die meisten Anzeigen auf Kurzarbeit sind zudem im Handel eingegangen und auch im Gastgewerbe haben über 72% aller Betriebe Kurzarbeit angezeigt.

2.8 Zusammenfassung
• Gesamtwirtschaftliche Lange wird sich weiter verschlechtern
• Auftragseinbrüche und Investitionsbereitschaft nicht mehr im freien Fall
• Umsatzeinbußen mehrheitlich unter 10%
• Personal- und Ausbildungsbestand soll konstant gehalten werden
• Mitarbeiter jedes zweiten Unternehmens waren 2020 in Kurzarbeit

Der UVUW ist ein Zusammenschluss von rund 400 Unternehmen im Gebiet von Norderstedt bis zur dänischen Grenze. Gegründet wurde er vor über 70 Jahren und hat sich zum wichtigen Sprachrohr der Wirtschaft an der Westküste und im Hamburger Umland entwickelt.
Um über unsere Stellungnahmen und das Wirtschaftsgeschehen in der Region auf dem Laufenden zu sein, empfehlen wir Ihnen uns auf folgenden Kanälen zu folgen: Youtube, Facebook, Instagram, Twitter
Auf der Homepage des UVUW finden Sie unter „Presseservice“ frei nutzbare hochauflösende Pressefotos des Vorsitzenden und der Geschäftsführung.

Beitrag teilen
Facebook
Twitter
LinkedIn
XING

Neueste UVUW News

Neueste Pressemitteilungen

Bleiben sie auf dem laufenden