Zum Inhalt springen

Geschäftslage verschlechtert sich

Der Unternehmensverband Unterelbe-Westküste e. V. (UVUW) hat seine rund 400 Mitgliedsunternehmen um ihre konjunkturelle Einschätzung gebeten.

Die Umfrage zur Konjunkturlage wurde an alle Mitglieder des UVUWs verschickt. Teilgenommen haben 133 Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen. Die Ergebnisse liefern daher einen guten Blick auf die gesamtunternehmerische Situation des Westens Schleswig-Holsteins.

Detaillierte Ergebnisse der Landreise finden Sie für Nordfriesland hier, für Dithmarschen hier, für Steinburg hier und für Pinneberg hier.

Materialknappheit

Die stärksten Probleme bei der Materialbeschaffung und den Lieferschwierigkeiten scheinen überwunden. Nur noch jedes dritte Unternehmen (30%) leidet unter diesen Problemen. Vor einem halben Jahr waren es noch 50% und vor einem Jahr 71%.

Lagerbestand

.

Erstmalig haben wir nach dem Lagerbestand in den Unternehmen gefragt. Die Unternehmen haben in den zurückliegenden Monaten den Lagerbestand tendenziell erhöht (23%). Dies ist das Ergebnis der Unsicherheiten in Bezug auf die Verfügbarkeit von Rohstoffen aus den letzten Monaten und Jahren. Der höhere Lagerbestand führt zu einer höheren Bindung von finanziellen Mitteln. Dadurch stehen weniger Mittel für andere betriebliche Investitionen zur Verfügung.

Energiesicherheit

Unsere Umfrage ergab, dass die Unternehmen sich immer weniger Sorgen um die Versorgungssicherheit von Energielieferungen für ihr Unternehmen machen. Gefragt danach, gaben die Befragten auf einer Skala von 1 (sehr zuverlässig) bis 6 (sehr unzuverlässig) einen Mittelwert von 2,21 an. Vor einem halben Jahr lag der Wert noch bei 3,16. Mehrheitlich befürchten die Unternehmerinnen und Unternehmer nicht mehr, dass ihre Energiebelieferungen eingeschränkt werden könnten.

Fachkräfte

Der Fachkräftemangel und der Arbeitskräftemangel bleibt eine riesige Herausforderung für die Unternehmen. In Schulnoten übersetzt, bewertet kein einziges Unternehmen die Verfügbarkeit von Fachkräften als „sehr gut“.  38% bewerten die Situation als „mangelhaft“ und 13% als „ungenügend“. Das ist eine minimale Verbesserung zur letzten Umfrage aus dem Winter 2022 (45% „mangelhaft“, 9% „ungenügend), welches jedoch eher auf saisonale Effekte zurückzuführen ist und keinen Trend darstellt.

Wir brauchen eine Zuwanderungsoffensive. Deutschland hat keinen guten Ruf als Zuwanderungsland. Viele empfinden die deutsche Sprache als zu schwierig, die Zuwanderungsbürokratie abschreckend und die Digitalisierung als rückständig. Wesentliche Hemmnisse für die gezielte Erwerbsmigration sind trotz der Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes nach wie vor komplizierte und langwierige Verwaltungsverfahren. Die Westküste beziehungsweise Deutschland sind nur einer von vielen Standorten für Fachkräfte aus dem Ausland. Deutschland ist für die mobile und gut ausgebildete Fachkräftegeneration nicht die erstrebte Destination, sondern ein Standort unter vielen auf diesem Planeten.

Außerdem müssen die Kinderbetreuungsangebote dringend verbessert werden. Die Arbeitgeber und die Politik müssen darüber hinaus ihre Bemühungen gegen Frühverrentungsmodelle verstärken. Darüber hinaus muss es älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern über das Rentenalter hinaus attraktiv gemacht werden im Unternehmen zu bleiben.

Personalbestand

Der Personalbestand ist im zurückliegenden Halbjahr konstant geblieben. Bei 50% ist der Personalbestand unverändert. 22% haben Ihren Personalbestand verkleinert. 27% haben ihn erhöht. Die Arbeitsplätze sind noch immer sicher. Die Nachfrage nach neuem Personal ist zwar weiterhin hoch, hatte sich zuletzt aber spürbar abgeschwächt.

TOP 10 der wirtschaftlichen Belastungen

Am stärksten belastet die Unternehmen nach wie vor der Büro-kratieaufwand (70%), gefolgt von den Energiekosten (57%), dem Mangel an Fachkräften (52%), den hohen Lohnnebenkosten (41%) und dem Mangel an Arbeitskräften generell (40%).

Weniger Bürokratie wäre ein Konjunkturimpuls, ohne die öffentlichen Haushalte weiter zu belasten. Weniger Melde-, Berichts- und Dokumentationspflichten schaffen mehr personelle, finanzielle und sachliche Ressourcen in Unternehmen. Gefragt sind Pragmatismus und die Erkenntnis, dass nicht jede Regelung bis ins allerletzte Detail definiert und reportet werden muss. Unsere Mitglieder wollen unternehmen und nicht verwalten, sonst hätten Sie einen Werdegang in der Verwaltung angestrebt.

Die Energiekosten müssen dringend verlässlich und dauerhaft auf ein wettbewerbsfähiges Niveau sinken, sonst droht die Transformation in der Industrie zu scheitern. Wir brauchen eine sichere Versorgung mit Energie zu international wettbewerbsfähigen Kosten.

Herausheben möchten wir diesmal die Entwicklung der Klagen über zu hohe Lohnnebenkosten der Arbeitgeber. Immer mehr Unternehmen sehen die hohen Lohnnebenkosten als immer stärker werdende Belastung an. Gemessen am EU-Durchschnitt von 30,50 Euro zahlen deutsche Arbeitgeber rund 30 % mehr für eine Stunde Arbeit. Eine Stunde Arbeit in der deutschen Industrie sind sogar 44 % teurer als im EU-Durchschnitt.

Geschäftslage

Immer mehr Unternehmen bewerten ihre eigene gegenwärtige Geschäftslage als schlecht. Gleichzeitig bewerten immer weniger Unternehmen die Geschäftslage als gut. In diesem Sommer stellen wir ein Nord-Süd-Gefälle fest. In den Kreisen Nordfriesland und Dithmarschen wird die Geschäftslage deutlich schlechter bewertet, als in den Kreisen Steinburg und Pinneberg.

Im Dienstleistungssektor ist die Stimmung besser als in der Industrie. Noch immer sind in diesem Sektor die Nachholeffekte nach der Pandemie stärker als im verarbeitenden Gewerbe. Dennoch berichtet auch der Dienstleistungssektor inklusive dem Tourismus von einer Abschwächung auf Basis des nachlassenden Konsums in Verbindung mit der Inflation.

Auslastung

Die Auslastung der Unternehmen ist weiter leicht rückläufig. Die Unternehmen der Westküste haben derzeit zwar noch immer eine hohe Auslastung von durchschnittlich 83%. Vor einem Jahr waren es aber noch 88%. Die Unternehmen haben heute weniger zu tun als noch im Sommer vor einem Jahr, die Auftragsbücher sind dennoch gut gefüllt.

Aufträge

Insgesamt befinden sich die Auftragsbestände auf ausgesprochen hohem Niveau und werden die Konjunktur im laufenden Jahr stabilisieren.

Es glauben mehr Unternehmen, dass sich die Auftragslage in der zweiten Jahreshälfte verschlechtern wird, als das sie sich verbessern würde. Seit Beginn der Pandemie sind die Auftragsbestände zunächst gestiegen, weil die Unternehmen angesichts der massiven Lieferengpässe die neueingehenden Aufträge nicht im gewohnten Tempo abarbeiten konnten. Von diesem hohen Auftragspolster müssen die Unternehmen nun zunehmend zehren.

 Investitionen

 Die Investitionsbereitschaft ist weiterhin niedrig. Die Investitionen werden tendenziell eher eingeschränkt (33%) als erhöht (23%). Die hohen Zinsen tragen erheblich zu dieser Entwicklung bei, ebenso das im Lager gebundene Kapital. Die Unternehmen benötigten für mehr Investitionen einen spürbaren Bürokratieabbau sowie gezielte Steuersenkungen. Die Politik ist in der Verantwortung, die Rahmenbedingungen am Standort zu verbessern. Ohne die nötigen Investitionen wird die Transformation der Wirtschaft nicht gelingen können.

Zusammenfassung

  • weniger Schwierigkeiten mit Rohstoffmangel und Lieferengpässen
  • Lagerbestände erhöhen sich
  • weniger Sorgen bei der Energiesicherheit
  • keine Entspannung beim Fachkräftemangel
  • Personalbestände wurden leicht erhöht
  • Bürokratieaufwand, Energiekosten und der Mangel an Fachkräften sind die größten Hemmnisse
  • immer mehr Unternehmen bewerten eigene Geschäftslage mit „schlecht“
  • Auslastung in den Unternehmen leicht rückläufig
  • Auftragslage gut, aber Trendumkehr wird erwartet
  • Unternehmen schränken Investitionen ein
Beitrag teilen
Facebook
Twitter
LinkedIn
XING

Neueste UVUW News

Neueste Pressemitteilungen

Bleiben sie auf dem laufenden